"Der Wald steht schwarz und schweiget", schrieb 1779 Matthias Claudius. Vor 250 Jahren war der Wald in den meisten Ländern Europas gesund. Doch das ist vorbei. Der Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten ist in Gefahr. Dabei wird er gebraucht. Er liefert wertvolle Rohstoffe - speichert Wasser und sorgt für ein gutes Klima. Seit einigen Jahren setzen Dürre und Hitze den Bäumen zu, Schädlinge vermehren sich rasant, illegaler Einschlag füllt die Taschen krimineller Organisationen und staatlich subventionierter Kahlschlag steigert die Gewinne der Industrie. Deshalb gibt es immer mehr Menschen, die für ihre Wälder kämpfen. Sie sind Überzeugungstäter, eng mit dem Wald verbunden und setzen alles daran, den Wald zu erhalten.

Folge 1:

Die Grafen von Bernstorff haben den Wald von ihren Vorfahren geerbt, hegen und pflegen ihn seit vielen Generationen. Gegen den Klimawandel sind aber auch sie machtlos. Nach zwei heißen und trockenen Sommern sind die Fichten anfällig für den Borkenkäfer - und der Eichenprozessionsspinner schwächt die sich stolz gen Himmel reckenden Eichen. Doch von diesen eher düsteren Tatsachen lassen sich die Bernstorffs und ihre Förster keinesfalls entmutigen. Sie gehören zu den "Waldrettern", die sich kompromisslos dem Schutz der Wälder verschrieben haben. Mit innovativen Methoden, Mut und Experimentierfreude bauen sie ihren Wald so um, dass er in der Klimakrise bestehen kann.

Folge 2:


Jussa ist Rentierzüchter und gehört zur Minderheit der Sami, dem letzten indigenen Volk Europas. Seine Vorfahren leben schon seit dem Ende der Eiszeit im nördlichen Finnland und nutzen die Wälder, um sich und ihre Tiere zu ernähren. Doch das Land ist nicht ihr Eigentum. 25 Prozent des weltweit wachsenden Bedarfs an Papier und Karton – vor allem für den Onlinehandel – wird von finnischen Papiermühlen geliefert. Dafür müssen immer mehr Bäume fallen und das mit staatlicher Unterstützung. Es trifft jahrtausendealte Wälder. Sie sind die Lebensgrundlage der Sami. Das will Jussa nicht länger hinnehmen. Gemeinsam mit dem Aktivisten Jarmo stellt er sich gegen Industrie und Staat.


Folge 3:


In vielen Gegenden Osteuropas ist illegaler Holzeinschlag an der Tagesordnung. Korruption und Gewalt spielen dabei eine Rolle. Johannes Zahnen vom WWF steckt viel Energie in den Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag, unterstützt von der Polizei und Interpol.
Holz ist wertvoll und weckt Begehrlichkeiten. In vielen waldreichen Gegenden Osteuropas ist illegaler Einschlag deshalb an der Tagesordnung. Korruption und Gewalt ermöglichen es kriminellen Organisationen, den lukrativen Geschäftszweig weiterzuentwickeln. Allein in Rumänien wurden im vergangenen Jahr sechs Förster ermordet, die den Holzdieben auf der Spur waren. Johannes Zahnen vom World Wide Fund for Nature, kurz WWF, steckt viel Energie in den Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag in den letzten Urwäldern Europas. An seiner Seite hat er die rumänische Polizei und Interpol. Zahnen organisiert Workshops für die Strafverfolger, trifft sich mit Aktivisten und schaut sich die Situation vor Ort an. Das ist allerdings eine immer gefährlicher werdende Arbeit.


Folge 4:


Pierre ist Franzose und Susanne Deutsche. Gemeinsam sind sie Förster mit Leidenschaft. Das deutsch-französische Pärchen hat sich im Zentralmassiv in Frankreich niedergelassen und kämpft für eine bessere Forstwirtschaft in ihrer Heimat. Die deutschen Förster kennen den Begriff der Nachhaltigkeit schon seit dem frühen 18. Jahrhundert und versuchen, nur so viel Holz aus dem Wald zu entnehmen, wie auch nachwächst. In Frankreich hingegen sind Kahlschlag und Monokultur gängige Praxis. Susanne und Pierre haben deshalb ein besonderes Modell entwickelt. Gemeinsam mit 130 Teilhabern haben sie Wälder gekauft – und bewirtschaften diese auf ökologische Weise.


Folge 5:


Die Natur weiß selbst, was für sie am besten ist – so lautet die These der Förster im Lübecker Stadtforst. Auf zehn Prozent ihrer Waldflächen haben sie deshalb schon 1992 aufgehört zu wirtschaften und überlassen den Wald sich selbst. Gemeinsam mit der Universität Kiel untersuchen sie nun, wie sich der Wald entwickelt, wenn der Mensch nicht eingreift. Das Ziel: Auch den Wirtschaftswald so zu gestalten, dass er dem Naturwald möglichst ähnlich ist. Ein Prinzip, das Erfolge zeigt. Während viele Wälder in Deutschland massiv unter den Klimaextremen leiden, sieht es im Lübecker Stadtwald verhältnismäßig gut aus. Während in anderen Wäldern etwa riesige Areale vom Borkenkäfer befallen sind, wurden im Lübecker Stadtwald nur einzelne Bäume vom Schädling angegriffen. Ein Vorbild für andere Waldbesitzer? Fehlanzeige! Immer wieder werfen Kollegen dem Förster Knut Sturm vor, dass sein Wald nicht genug Profit abwirft. Seine Strategie sei nur dank der fruchtbaren Böden im Lübecker Stadtforst erfolgreich und auf andere Regionen nicht übertragbar. Doch Knut Sturm hat eine Mission. Er will mit den Vorurteilen aufräumen und zeigen: Naturnaher Wald ist die Zukunft, er wirft Geld ab und übersteht jede Krise.

Filmlänge: 5 x 26 Minuten
Format: Dokuserie
Land/Jahr: DE 2019
Sender: WDR/ Arte
Sendeplatz: Mo-Fr. 17:20 Uhr Arte
Regie: Vivien Pieper und Johannes Bünger
Produktionsfirma: DocStation