Matwejs kann nicht laufen, doch sein Leben ist der Tanz. Seinen Oberkörper aufrecht zu halten ist für ihn schon eine enorme Anstrengung. Doch auf der Bühne sieht man ihm das nicht an: Freude strahlend rollt der Zwölfjährige mit seiner Tanzpartnerin übers Parkett.

Matwejs ist der Star der inklusiven Tanzgruppe „Happy Hearts“ aus der estnischen Stadt Narwa. Den Tänzern steht ein großes Abenteuer bevor: Sie sollen beim internationalen Inclusive Dancing Festival im russischen Sotschi antreten. Die Reise an sich ist für die Rollstuhlfahrer schon eine Herausforderung, vor ihnen liegen Tausende Kilometer im Zug.

Gegründet hat die Gruppe Matwejs Mutter Rita Ternos (51). Nach der Geburt ihres Sohnes rieten die Krankenschwestern ihr, ihn in ein Heim zu geben. Für eine „normale“ Familie sei so ein Kind eine zu große Belastung. Doch Rita und ihr Mann Sergej sahen das anders. Ihr Motto: „Nichts ist unmöglich, wenn es um einen geliebten Menschen geht.“ Sie verpfändeten ihre Wohnung, liehen sich Geld und gründeten das erste inklusive Kinderzentrum „Matwejka“ Estlands.  Hier haben gesunde Kinder und Kinder mit besonderen Bedürfnissen einen Ort, an dem sie gemeinsam spielen und sich geborgen fühlen können.

Doch das Geld ist knapp. Für Rita ist die Tanzgruppe die letzte Hoffnung, das Zentrum zu retten. Nur wenn sie einen Sieg nach Hause bringen, bekommen sie die notwendige Aufmerksamkeit – und damit vielleicht auch Sponsoren und öffentliche Geldgeber. Verlieren die Kinder in Sotschi, ist die Gefahr groß, dass sie auch ihr zweites Zuhause im „Matwejka“ verlieren.

Filmlänge: 32 Minuten

Format: Reportage

Land/Jahr: DE 2019

Sender: MDR/ arte

Sendeplatz: Arte Re:

Regie: Vivien Pieper

Kamera und Fotos: Jan Mammey

Schnitt: Claudia Nagel